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Vom Weg abkommen

Donnerstag, 4. Februar 2016

Abitur. Umzug. Neue Stadt. Praktikum, Studium, Beruf. Neues Leben. 
Eine typische Reihenfolge, die Abiturienten häufig nach der Schule erwartet. So auch mich. Ich habe mich der Reihenfolge hingegeben und war mir sicher, das Richtige zu tun. Großstadtluft schnuppern, das war es doch, was ich wollte ! Hals über Kopf in eine neue Stadt, ehe ich mich versah ein neuer Alltag, ein neues Umfeld. Die Reihenfolge konnte fortgesetzt werden. Doch dem war nicht so … Anfangs bemühte ich mich, nicht vom Weg abzukommen, die Reihenfolge mit allen Mitteln zu befolgen. Das ich das auf Dauer nicht schaffen konnte, wurde mir während meiner Zeit in Hamburg klar. ,,Es ist nicht das, was dich glücklich macht'', dachte ich immer wieder, doch bis ich handelte vergingen Wochen, Monate … Im Leben kann nicht immer alles nach Plan laufen. Auch wenn ich von allen Seiten Unterstützung erhielt, war es am schwersten, mir selbst das einzugestehen.  Egal, wie sehr man dem sauberen und geebneten Weg folgen möchte - manchmal wirkt der steinige, umständliche Weg dann doch verlockender, richtiger. 

Und so wählte ich den steinigen Weg, riss alle Zelte wieder ab und begann, mir alles erneut aufzubauen. Und das nirgendwo anders als in meinem neuen, alten zu Hause ! Der zweite Umzug flog geradezu an mir vorbei. Einerseits bekam ich alles ganz bewusst mit, andererseits befand ich mich in einem abwesendem Zustand.

JuliaAugust11 JuliaAugust12

Viele Fragen schossen mir durch den Kopf, die stets von einer Hauptfrage geleitet wurden : ist es das Richtige ? Alte Freunde, verstreut in ganz Deutschland, hunderte Kilometer, teilweise sogar Länder entfernt - wenige, die im Nest geblieben sind. Im Nest bleiben, das war es nie, was ich wollte ! Aber heißt das jetzt, dass ich meine Flügel nicht benutzt habe, einfach zurück gekommen bin ins alte Nest ?  War ich feige ? Einfach nicht mutig genug ? Habe ich zu schnell aufgegeben ? Ich zerbrach mir wochenlang den Kopf, hatte mit der Situation noch nicht abgeschlossen. Unsicherheit. Mein neues, altes zu Hause wirkte nach und nach wie Balsam für meine Seele. Der neue, aber doch gewohnte Alltag tat mir wahnsinnig gut, ich lebte mich immer mehr (wieder) ein und wusste : Es ist das Richtige !  Obwohl im Kern alles für mich vertraut war, begann ich auch hier einen völlig neuen Alltag, der sich vor allem in den letzten Wochen immer mehr von meinem alten differenzierte, aber umso schöner war ! Keine vorgegebene Reihenfolge sollte das eigene Leben leiten. Das ist wohl das Wichtigste, was ich aus dieser Zeit mitgenommen habe. Ob ich auch hier vom Weg abkommen werde, Verzweigungen wähle, von denen ich vorher nicht wusste, dass sie überhaupt existieren ? Mit Sicherheit ! Auch nach meiner Rückkehr, vor allem in den vergangenen Wochen haben sich für mich neue Wege ergeben, doch diese wähle ich selbst. Aus eigener Kraft. Das sind keine Wege, die mir die Gesellschaft unterbewusst vorgibt, sondern Wege, die mir gut tun, mir neue Richtungen aufzeigen und die Autonomie, die ich (das wurde mir in der letzten Zeit sehr bewusst) viel zu sehr an mich herangelassen habe, auf neue Art und Weise verschwinden lässt … Manchmal ist es notwendig, von dem Weg, der Reihenfolge, abzukommen. Manchmal ist es nicht verkehrt, zumindest eine Zeit lang rastlos zu sein, denn nur so ergibt sich die Chance, neue, unbekannte Wege zu erkunden und dabei dem Glück zu begegnen. 

11 Comments

Anonym
4. Februar 2016 um 17:06

Toller Text =)

Julia | Serendipityblog
4. Februar 2016 um 17:26

Oh, was für ein toller Text, den du da verfasst hast! Ich finde vom Weg abkommen und Neues auszuprobieren, auch wenn man scheitert, unglaublich wichtig. Es gehört einfach dazu und das ist auch völlig okay so wie es ist.

Love, Julia
www.sere-ndipity.blogspot.de

Rebecca
4. Februar 2016 um 17:51

Super schöner Text! Habe mich auch länger in einem Studiengang gequält, der mir nicht wirklich zusagte, das hat mich auch viel Überwindung gekostet, mir einzugestehen, dass das nicht das Richtige ist. Aber solche Kurven und Umwege sind nicht schädlich im Leben ;)
Liebste Grüße,
Rebecca von http://becciqueeen.blogspot.de/

Gianna
4. Februar 2016 um 21:01

Super schöner Text :) Wünsche dir noch alles Gute auf deinem Weg! <3
Gianna von http://www.giannavictoriia.blogspot.de

Lady-Pa
5. Februar 2016 um 11:08

ich finde du machst dir viel zu viele gedanken. nur weil man jetzt im alter ist, an dem viele nach der schule die stadt verlassen udn ein neues beginnen, heisst es nicht, dass du feige bist. nur weil du jetzt die chance hast dein nest zu verlassen, heisst es nicht, dass du es musst. ich glaube auch, dass es niemand von dir so etwas erwartet hat, ausser du selbst. du bist raus, hast dein glück versucht aber es hat nicht geklappt. Sei doch glücklich, dass du es jetzt gemerkt hast und dich nicht jahre durchgeboxt hast
geniese deinen neuen lebensabschnitt und sei stolz auf alle deine bisherigen erfolge

Lady-Pa

Julia
5. Februar 2016 um 11:35

Ich glaube, Du hast den Text ein wenig missverstanden bzw. war das Ganze vielleicht auch etwas missverständlich von mir formuliert. Es handelt sich dabei (bewusst) um einen Rückblick. Meinen (mittlerweile gar nicht mehr so) neuen Lebensabschnitt genieße ich vollkommen. Ich habe, wie auch im Text formuliert, gerade durch diese Zeit gelernt, dass nicht immer alles nach Plan verlaufen kann und muss und bin für diese Erkenntnis sehr dankbar :) Natürlich danke ich dir trotzdem für deinen Kommentar und freue mich über deine Beteiligung :)

Anonym
5. Februar 2016 um 15:02

Hallo Julia,
ich wollte schon immer Medienwissenschaften studieren und als ich es dann machte, wusste ich vom ersten Tag an, dass es das Falsche ist. Ich brauchte auch Zeit für meine Entscheidung, aber wechsle jetzt zum Sommersemester zum Studiengang Deutsch und Geschichte. Du sprichst mir also aus der Seele, danke! :)

Unknown
5. Februar 2016 um 16:21

Total schöner Post. Ich bin auch nach vielen Stationen wieder in mein Nest zurückgekehrt und könnte hier nicht glücklicher sein. Aber ich weiß auch, dass ich diese ganzen Zwischenstationen gebraucht habe um das zu erkennen. Liebe Grüße aus Naumburg :) Kati

Bianca
6. Februar 2016 um 11:16

Hey, woher sind denn die tollen Federohrringe? :)

Mery
7. Februar 2016 um 21:13

Super Gedanken! Ich hoffe, du findest deinen Weg.

choconistin

Chiara
14. Februar 2016 um 15:22

Danke für diesen Text, mir geht es momentan genauso! Schön, dass du deine Gedanken dazu mit uns teilst. Ich wünsche dir einen schönen Valentinstag, hübsche :)

Sieh dir gerne meinen neusten Post an!
Chiara / modemood.blogspot.com

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